In enger Zusammenarbeit konnten Celine Niemann und der Presse- und Öffentlichkeitsoffizier Thomas Müller ein paar Erinnerungen von Früher zu Papier bringen. Sehr interessant und lesenswert. Vielen Dank!
Ein Verein im Wandel der Zeit – Hermann Möhring, 06. Dezember 2019
Im Jahr 1962 wurde Hermann Möhring von seinem Schwiegervater Fritz Hamelmann bei der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft angemeldet. Nur ein Jahr später heiratete der aus Holhöfen bei Lügde stammende Schützenbruder seine jetzige Ehefrau Maria. Von da an war sein Lebensmittelpunkt Bödexen. „Als ich nach Bödexen gezogen bin, bemerkte ich schnell, dass es für mich von Vorteil war, dass ich Plattdeutsch sprechen konnte. In meinem damaligen Alter konnten viele junge Leute schon nicht mehr fließend Platt sprechen. Doch die älteren Herren sprachen es noch und freuten sich über mein Können“, erklärt Hermann Möhring.
Von 1949 bis 1961 habe das Königsschießen auf dem Rattenberg stattgefunden. Damals sei ein Loch in einen Hang gemacht worden, in dem jemand saß, der sich die Scheibe angeschaut und berichtet habe, was geschossen worden sei. „Meistens hatte man schon einen König in Verdacht, obwohl wir immer genug Anwärter hatten. Das Königsschießen dauerte üblicherweise nicht ganz so lange wie heute und schnell stand fest, wer der neue König war“, berichtet Möhring. Geschossen worden sei zu der Zeit noch mit den alten Wehrmachtsgewehren.
„Der Verein war eine Zeit lang ziemlich arm. Wir hatten nur drei Degen, die Federbüsche auf den Hüten hingen herunter, wir hatten keine Versicherungen und noch kein Vereinsemblem.“ Bei dem ersten Schützenfest, das Hermann Möhring in dem Amt des Brudermeisters miterlebte, habe der Verein nach dem Fest rote Zahlen geschrieben. Doch als das darauffolgende Schützenfest ein finanzieller Erfolg wurde, konnten endlich neue Degen und Federbüsche angeschafft sowie Versicherungen abgeschlossen werden. Am Anfang der 90er Jahre wurde darüber hinaus ein Vereinslogo von Gisbert Hundacker entworfen.
Nach dem Schießen auf dem Rattenberg habe die Suche nach dem neuen Schützenkönig auf der großen Wiese an der Hauptstraße im „Unterdorf“ stattgefunden, die sich in der Nähe des Kriegerdenkmals befindet. Damals sei das Königsschießen im Zelt ausgetragen worden. Lediglich eine dünne Plane habe den Wettkampf vom Festgeschehen abgeschirmt. Danach wurde ein Schießstand aus Holz neben das Zelt gebaut. Dann erst wurde das Zelt auf dem heutigen Schützenplatz aufgestellt und anschließend fand das Schießen im Schützenhaus statt.
Während seiner aktiven Zeit bei der Schützenbruderschaft bekleidete Hermann Möhring insgesamt 22 Jahre ein Amt. Er war vier Mal Hauptmann, rund zehn Jahre Brudermeister und sechs Jahre Hausmeister des Schützenhauses.
Hermann Möhrings Erinnerungen an die vielen Schützenfeste und Vereinsaktivitäten, die der 78jährige miterlebt hat, sind nicht nur geprägt durch die Ämter die er bekleidete, sondern auch durch die Freundschaften die geschlossen wurden. Über viele Kilometer hinweg entstand eine Freundschaft zwischen der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft und der Schützenbruderschaft aus dem Münsteraner Ortsteil „Geist“. Dieser Kontakt sei durch den ehemaligen Bödexer Franz Stukenbrock hergestellt worden. „Franz hatte ein erfolgreiches Bauunternehmen in Münster gegründet, aber ließ den Kontakt zu seinen Schützenbrüdern in Bödexen nie abreißen. Er hat unseren Verein regelmäßig unterstützt, jedes Schützenfest besucht und viel Geld gespendet. Franz hat wirklich viel für die Schützenbruderschaft getan. Für seine Dienste hat er den höchsten jemals verliehenen Orden unserer Schützenbruderschaft bekommen – das Schulterband, das bisher dieses eine Mal verliehen wurde.“ Die beiden Schützenbruderschaften haben sich einige Jahre gegenseitig zu ihren Festen besucht. Etwas entsetzt sei Möhring gewesen, als die Vereinsfreundschaft erlosch nachdem er nicht mehr als Brudermeister fungierte. „Das fand ich wirklich schade.“
Das war jedoch nicht die einzige Veränderung, die der Verein über die Jahre erlebte. Früher sei in der Satzung von einer „katholischen Bruderschaft“ die Rede gewesen, was implizierte, das keine Evangelen oder andere Konfessionen in der Bruderschaft zulässig waren. Um dem entgegenzuwirken sei die Phrase auf „christliche Bruderschaft“ geändert worden. Außerdem sei der König, nach erneuter Änderung der Satzung, nicht mehr dazu verpflichtet gewesen die nächsten vier Jahre lang Scheffer bei den zwei darauffolgenden Königspaaren zu sein. Auch die finanzielle Unterstützung der Königspaare sei aufgestockt worden um neue Anreize zu bieten.
Eine schöne Erinnerung ist Hermann Möhring besonders im Gedächtnis geblieben. „An einem Schützenfestmontag hat es furchtbar geregnet. Ein Teil der Musiker musste mit einem Bus zu den Haustüren der Königspaare gefahren werden, um dort spielen zu können. Dann sammelten sie die Paare ein und fuhren anschließend zum Zelt. Trotzdem waren die Kleider der Damen bis zu ihren Knien nass. Aber das schlechte Wetter tat der Feierlaune keinen Abbruch und wir feierten bis tief in die Nacht.“
Garant für gute Laune – Albert Buch, 10. November 2018
Seitdem er 14 Jahre alt ist, ist Albert Buch nicht mehr aus der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft wegzudenken. Im Laufe seiner Vereinstätigkeit bekleidete der 69-jährige viele verschiedene Posten: Scheffer, Fähnrich, Adjutant und vor allem inoffiziell Komödiant. Zahlreichen Bödexern sind seine Scherze und Streiche bis heute in Erinnerung geblieben. „Ich war für jeden Spaß zu haben. Einmal bin ich mit einer Kutsche in das Festzelt geritten und habe dort einige Runden gedreht. Ich habe auch mal meine Ziegenherde mitgenommen. Die meisten Leute haben sich köstlich amüsiert, als die Tiere im Zelt waren. Die Ziegen sind mir nicht von der Seite gewichen, aber bei Margot Borgolte haben sie den halben Garten aufgefressen. Eine Ziege habe ich mir sogar um die Schultern legen können und dann mit ihr Walzer getanzt,“ erzählt Albert Buch und muss schmunzeln.
An einen Tag erinnert er sich ganz besonders gerne. „Auf einem Schützenfestmontag bin ich 30 Jahre alt geworden und habe von Helga Mirswa ein Ziegenlamm geschenkt bekommen. Das ganze Dorf hat mir gratuliert. Danach war ich so aufgedreht und glücklich, dass ich mit meinem Pferd in das Zelt geritten bin und mich mit dem Tier an die Theke gestellt habe. Das war schon ein toller Schimmel, der hat alles mitgemacht. Später bin ich auf die Tanzfläche geritten, abgestiegen und das Pferd ist den kompletten Tag einfach genau dort stehen geblieben.“
Von dem damaligen Jungschützenkönig Werner Schoppmeier zum Adjutanten ernannt, hat Albert Buch auch in dieser Rolle einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach dem Schützenfrühstück, bei dem früher nur die Männer anwesend waren, ritt er los, um im Dorf zu verkünden, wer die neuen Schützenköniginnen sind. Währenddessen warteten bereits alle Frauen aufgeregt hinter den Fensterscheiben. Hin und wieder erlaubte sich der Bödexer einen Scherz und ritt zum falschen Haus, was den Damen einen ordentlichen Schreck beschert haben soll. Die Reaktionen der neuernannten Königinnen sei sehr unterschiedlich gewesen, wenn Albert vor ihren Türen gestanden habe. Manchmal seien sie ihm fröhlich in die Arme gesprungen und andere Male haben sie ihn beinah wieder aus dem Haus geschmissen – aber schlussendlich habe er sie immer alle überzeugen können.
„Bei Freya Franke-Ludwig habe ich sogar die Betten gemacht, nachdem ich ihr gesagt habe, dass sie nun Altkönigin ist. Als der Umzug dann kam, mussten alle lachen, weil ich gerade die Bettdecke aus dem Fenster gehangen und ausgeschlagen habe. Ein anderes Mal habe ich den ganzen Umzug zum Lachen gebracht, als ich eine Ziege im Fenster gemolken habe,“ schwelgt Albert Buch in Erinnerungen.
Allerdings sei dem Vater von zwei Kindern (Edison und Rosemarie) aufgefallen, dass immer weniger Bödexer an den Schützenfesten teilnehmen würden. „Mittlerweile ist das halbe Zelt nur noch mit Gastvereinen gefüllt und die Leute aus dem eigenen Dorf werden immer weniger. Früher war auch die Vorfreude auf das Fest viel größer. Schon am Samstag standen ab 15 Uhr alle an den Straßen und nun sieht man dort kaum noch jemanden.“
Herzlich aufgenommen – Hiltrud Pollmeier, 18. September 2018
Gedankenverloren blättert Hiltrud Pollmeier in ihrem alten Fotoalbum. Einige der Bilder sind schon vergilbt, doch die große Freude der abgelichteten Personen ist unverkennbar. Zu sehen sind die Königin Hiltrud Pollmeier mit ihrem Schützenkönig Josef Grote, ein elegant gekleideter Hofstaat und Schützen, die in den Jahren 1979 und 1981 ausgelassen mit ihren Majestäten gefeiert haben.
„Dass ich damals Schützenkönigin geworden bin, kam ganz überraschend. Ich habe Josef Grote erst an dem Schützenfest-Samstag auf dem Zelt kennengelernt und zwei Tage später hat er mich dann zu seiner Königin ernannt. Wir haben uns am Montag zufällig beim Festplatz getroffen, er hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann und dann hat sich alles so ergeben“, erinnert sich Hiltrud Pollmeier. Die 61-jährige kannte 1979 nur wenig Menschen in Bödexen, da sie erst drei Wochen vor dem Fest in das Dorf zu ihrem Mann gezogen war, mit dem sie zwei Söhne hat (Simon, 28 Jahre und Markus, 32 Jahre). Doch in Nachhinein hätte ihr nichts Besseres passieren können, um schnell in die Dorfgemeinschaft integriert zu werden. „Ich kannte vorher nur die Freunde meines Mannes. Doch als ich Schützenkönigin geworden bin, haben mich alle herzlich aufgenommen. Ich wurde sofort akzeptiert und habe so viele neue Freunde gefunden“, freut sich die Bödexerin. Dabei sei das nicht selbstverständlich gewesen. Denn Hiltrud Pollmeier wurde mit nur 22 Jahren bereits Altkönigin. Ihr König und die Damen und Herren aus dem Hofstaat waren zu der Zeit größtenteils in den Vierzigern. „Heute wäre das, glaub ich, nicht mehr möglich. Aber früher war eben alles ungezwungener und spontaner“, erklärt sie. „Es war eine wunderschöne Zeit, aber nach sechs Jahren hat es dann auch langsam gereicht“, fährt sie fort. Nach dem sie zwei Jahren lang Königin gewesen ist, folgten noch vier Jahre als Schefferin im Hofstaat der neuen Königinnen. Das war Tradition.
Ein Fest für alle Altersgruppen – Heinrich Höppner, 13. September 2018
Egal, ob Scheffer, Fähnrich oder König. Heinrich Höppner erlebte die Schützenfeste häufig in verschiedenen Rollen. Das wohl höchste Amt – den Königstitel – trug er von 1973 bis 1975. Zusammen mit seiner Königin Marlis Koß, die er vom gemeinsamen Feiern kannte, hielt er die Tradition aufrecht. „Eigentlich wollte der Mann von Marlis – Heinz Koß – Altkönig werden und dann meine Frau Josefine zu seiner Königin erklären. Doch Finchen musste sich noch um unsere Kinder kümmern, die zu dem Zeitpunkt sehr jung waren. Deshalb habe ich beschlossen selber zu schießen“, erklärt Heinrich Höppner. Zusammen mit seiner Frau hat er zwei Töchter – Ingrid und Doris.
Der 78-jährige erinnert sich: „Mittlerweile hat das Königspaar mit Hofstaat und die Amtsträger sogar noch mehr Termine als früher.“ Damals habe es keine auswärtigen Termine gegeben. Es mussten keine anderen Schützenfeste besucht werden und auch die Teilnahme an den Prozessionen sei nicht vorgeschrieben gewesen. „Aber die Entscheidung, dass die Schützen bei den Prozessionen dabei sein sollen, haben wir begrüßt. Schließlich waren viele Schützen religiös und es gab nicht viele andere Auftritte.“ Heinrich Höppner erlebte zahlreiche Veränderungen bei den Feierlichkeiten. Zum Beispiel seien montags beim Königsschießen nur Männer auf dem Zeltplatz erlaubt gewesen. Auch reitet der Adjutant nicht mehr durch das Dorf, bleibt vor der Haustür der neuen Königin stehen und verkündet dann, wer als Königin auserwählt worden ist. Das habe früher alle Frauen in Aufruhr versetzt. Außerdem habe er bemerkt, dass sich die Dorfgemeinschaft über die Jahre verändert habe. „Früher war das ganze Dorf eine große Gemeinschaft und heute sind es viele einzelne Freundeskreise die manchmal gar nichts miteinander zu tun haben möchten. Das finde ich schade. Doch Schützenfeste sind, meiner Meinung nach, immer noch ein guter Weg, um alle Freundeskreise und Altersgruppe zusammenzubringen. Beim Schützenfest ist für Jeden etwas dabei.“
An ein bestimmtes Fest denkt Heinrich Höppner besonders gerne zurück. „1959 als mein Vater Altkönig geworden ist, mussten Bretter über den Mühlenbach gelegt werden, weil es noch keine Brücke gab. Erst dann konnten die Kapelle und die Schützen den Bach überqueren. Das Gute war, dass wir in dem kalten Wasser wirklich gut unser Bier kühlen konnten.“
Der Bödexer besucht nach wie vor gerne das Schützenfest. Dies ermöglicht in erster Linie der Senioren-Bulli, der den Rentnern und Fußkranken einen guten Blick auf den Umzug gewährt und sie am Fest teilhaben lässt.
Ein volles Haus zum Fest – Hildegard Buch, 12. September 2018
„Du wirst mal meine Königin.“ Diesen Satz hat Hildegard Buch mehr als einmal in ihrem Leben gehört. Edmund Spitzenberg hatte ihn stets mit großen Augen zu der Bödexerin gesagt und im Jahr 1975 setzte er ihn dann schließlich in die Tat um. „Eigentlich haben wir abgesprochen, dass er noch zwei Jahre warten sollte, weil mein Sohn Rainer noch so klein war, aber dann überraschte er mich als Altkönig“, erklärt Hildegard Buch. Zusammen mit ihrem Mann Robert hat sie vier Kinder, die alle große Freude am Schützenfest haben. Rainer und Thomas sind beide in der Bödexer Schützenbruderschaft als Verbindungsoffizier und Oberst tätig, ihre Schwester Cecilia ist 2017 in Lemgo Schützenkönigin geworden und Stefan engagiert sich als Vorstandsmitglied beim Bredenborner Schützenverein. Ihre Begeisterung für Schützenfeste bekamen die Kinder schon in die Wiege gelegt. „Damals hat der Pastor immer die Königin gekrönt. Besonders Rainer erlebte früh ein prägendes Ereignis, wie Hildegard berichtet: „Als der Pastor mich krönen wollte, war Rainer die ganze Zeit am Schreien. Alle bemühten sich darum ihn zu beruhigen, aber er hörte nicht auf. Da nahm ich ihn während der Zeremonie auf den Arm und er war sofort still. Somit war er schon mit zweieinhalb Jahren bei der Krönung hautnah dabei.“ Doch ein unruhiges Kind war nicht das Einzige, was die Krönung etwas kompliziert gestaltete. „Ich trug die Krone bereits vor der Krönung und da sie wirklich gut in meinen Haaren festgesteckt war, konnte der Pastor sie mir nicht abnehmen, um mich damit offiziell zu krönen. Als Ersatz hat er mir dann feierlich die Schärpe umgelegt.“
Woran sich Hildegard auch noch sehr gut erinnern kann, ist die Geschichte von ihrem Königinnenkleid. In Stuttgart bestellte sie sich ein prächtiges, türkis farbiges Kleid. Wie ihr von dem Geschäftsführer des Ladens versichert wurde, würde dies keine andere tragen. Doch eine Woche vor dem Bödexer Schützenfest stellte Hildegard fest, dass die Königin von Hummersen das Kleid trug, das sie sich ausgesucht hatte. „Dann habe ich ein neues bestellt. Durch das gebrochene Versprechen des Geschäftsführers habe ich das umsonst bekommen, aber es kam erst am Schützenfest Samstag an und so kam es, dass ich mein Kleid am Tag der Feierlichkeit zum ersten Mal gesehen habe.“
Durch das ehrenhafte Amt von Hildegard Buch mussten die Besucher der Gaststätte zur Zeit des Schützenfestes ein wenig zurückstecken. Über den Personalmangel für einige Tage wurden die Gäste rechtzeitig mithilfe von Hinweiszettel informiert. „Zum Schützenfest kamen so viele Besucher, dass wir die Pensionen im Ort angemietet haben, um allen gerecht werden zu können. Noch immer kommen besonders viele Gäste extra zum Fest her. Für 2019 sind wir jetzt schon ausgebucht“, freut sich die 80-jährige. Oft arbeitet sie noch hinter der Theke, hilft bei Vorbereitungen und steht abends in der Küche.
Großer Zusammenhalt – Herbert Klinger, 06. Juli 2018
Als er beginnt die Geschichten von früher zu erzählten, muss Herbert Klinger lächeln. „Es sind viele lustige Dinge passiert auf den Schützenfesten damals.“ Der 78-jährige verpasste als Mitglied der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft seit 1959 und langjähriger Tambourmajor und Flötenspieler nicht ein Fest. Die Musiker hatten unter anderem Auftritte bei den Schützen in Heinsen, Niese und Höxter. An ein Fest erinnert sich der Bödexer besonders gerne zurück. „1962, als Rosa Pollmeier und Fritz Höppner das Altkönigspaar gewesen sind, gab es zum ersten Mal während des Festumzuges Flaschenbier. Vorher konnte man nur Schnaps bekommen. Die Kisten wurden im Bach gelagert und so war das Bier richtig gut gekühlt. Darüber haben sich alle sehr gefreut.“ Schon damals habe das Schützenfest für die Bödexer einen hohen Stellenwert gehabt und neben dem Beisammensein habe vor allem das gemeinschaftliche Feiern im Vordergrund gestanden. „Einmal gab es sogar eine Schützenfest-Nachfeier, die direkt eine Woche nach dem eigentlichen Fest stattfand“, erklärt Herbert Klinger und musste lachen. Er bedaure jedoch ein wenig, dass mittlerweile keine Blasmusik mehr abends zum Tanzen auf dem Zelt spielt. Die Lieder der Blaskapellen habe ihm deutlich besser gefallen, als die Musik der jetzigen Bands. „Damals ging alles einfach etwas gemütlicher zu“, betont Klinger, der zusammen mit seiner Frau Marlis drei Kinder – Petra (53), Herbert (50) und Eva (48) – hat. Doch es gibt immer noch viele Merkmale, die er am Dorfleben schätze. „Durch den Zusammenhalt innerhalb der Vereine und des Dorfes fällt es einem einfach hier Fuß zu fassen. Wenn man in einem Verein ist, findet man eigentlich immer jemanden zum Reden. Da es das in diesem Ausmaß nur auf Dörfern gibt, würde ich nicht in eine Stadt ziehen wollen. Wenn man bei uns in eine Kneipe geht, kennt man fast jeden und kann sich mit allen unterhalten.“ Dennoch sehe Herbert Klinger auch einige Schwierigkeiten die in Zukunft das Vereins- und Dorfleben beeinträchtigen könnten. „Es wird immer schwieriger die Mitglieder der Vereine zu motivieren einen Posten zu übernehmen. Ich denke, dass es den Meisten – insbesondere jungen Leuten – nicht einfach fällt so viel Verantwortung zu übernehmen. 2017 konnte man das daran sehen, wie problematisch es war einen Jungschützenkönig zu finden.“
Geselligkeit macht Freude – Heinz Warneke, 21. Juni 2018
Wenn das Weserbergland Orchester Preußens Gloria erklingen lässt, weiß jeder Bödexer: Es ist wieder Schützenfest. Gründer des ehemaligen Tambourvereins ist Heinz Warneke. Der 92-jährige Flötist hat schon zahlreiche Schützenfeste miterlebt. Nachdem er 1947 aus der Gefangenschaft in England wieder zurück in die Heimat kehrte, gründete er zusammen mit seinem Freund August Skatulla den Tambourverein, aus dem sich später das Weserberglandorchester entwickelte. Die Anschaffung der teuren Instrumente war allerdings nicht einfach. „Wir haben Butter gegen Felle getauscht, um Musik machen zu können“, erklärt der langjährige Bödexer. Seit 2012 lebt er in Höxter. Anfangs bestand der Tambourverein nur aus zehn jungen Mitgliedern, von denen viele Soldaten gewesen sind. Bereits seit seiner Gründung spielte der Verein auf den Bödexer Schützenfesten. Heinz Warneke hat sich stets auf die Auftritte gefreut: „Schützenfest war damals auf jeden Fall der Höhepunkt für die Dorfgemeinschaft. Alle waren dabei. Die Geselligkeit hat mir große Freude gemacht.“ Früher seien sogar extra Busse aus Bochum zum Schützenfest nach Bödexen gefahren, da es dort einen Heimatverein gegeben haben soll. Mitglieder sollen vor allem Menschen gewesen sein, die zuvor in Bödexen gewohnt hatten und dann aufgrund der Arbeit nach Bochum gezogen seien. Ein Schützenfest in Bödexen ist dem Vater von drei Kindern – Gerhard (66), Jürgen (64) und Elisabeth (56) – besonders in Erinnerung geblieben, wenn auch nicht positiv. „In dem Jahr, als Bödexen 350-jähriges Bestehen feierte, spielte eine Schottische Kapelle und das lief nicht gut. Man konnte zu den Liedern nicht tanzen und es kam keine Stimmung auf. Da wurden dann spontan Musiker aus Ovenhausen herbestellt“, erinnert sich Heinz Warneke, der lange Zeit Mitglied der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft war. Sein Vater ist ebenfalls Mitglied gewesen und auch seine Söhne seien in die Bruderschaft eingetreten. Mit der Zeit, habe sich jedoch einiges am Schützenfest verändert. Vor den 70er Jahren habe das Schützenfest nicht auf dem Schützenplatz, neben dem Tennisclub stattgefunden. Stattdessen soll das Festzelt unter anderem im Wittelweg, auf einer großen Wiese im Unterdorf, die sich direkt an der Hauptstraße befindet und in einer Halle, in der Nähe von „Peters“, gestanden haben. Auch der Schießstand befand sich damals nicht auf dem Schützenplatz im Haus der Sankt Sebastianus Bruderschaft, sondern sei erst auf dem Rattenberg, wo sich nun Wald befindet und später hinter dem Zelt aufgebaut worden. Drüber hinaus sind Heinz Warneke noch weitere Unterschiede aufgefallen. „Früher war das Schützenfest nicht so groß, wie heute. Bestimmt wird es bald auch wieder kleiner werden, weil die Leute immer weniger werden. Dann müssen entweder die Beiträge erhöht oder die Ansprüche runter geschraubt werden, wenn die Vereine weiterhin bestehen wollen.“ Nach einem kurzen Moment ergänzte der gelernte Schneidermeister: „Es gab bei der Königin beim Kaffeetrinken zwei Kuchen und nun müssen viele aufwendige Torten gebacken werden. Alles wurde mit der Zeit teurer, wenn man Schützenkönig oder Königin sein wollte. Früher wurde alles viel einfacher gehalten.“